„Es ist wichtig, sich diesem Thema zu stellen und sich mit Zukunftsfragen der Medizin ethisch auseinanderzusetzen“, betonte Werner Hohmann, Hausoberer des Katholischen Klinikums, in seiner Begrüßung. „Um den zukünftigen Umgang mit KI im Krankenhaus ethisch einordnen und bewerten zu können, braucht es Veranstaltungen wie diese zur persönlichen Meinungsbildung.“
Moderiert von Peter Egenolf, Vorsitzender des Teilgremiums Organisationsethik am KKM, wurde das Thema Künstliche Intelligenz anschließend aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet. Dr. Martin Haunschild (Ärztlicher Direktor) und Priv.-Doz. Dr. Sascha Herber (Chefarzt der Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin) ordneten KI zunächst aus Sicht der Mediziner ein.
„Die Nutzung von KI zur Optimierung von Diagnostik und Therapie bedeutet nicht nur einen Fortschritt und erhebliche Vorteile in der Patientenbehandlung, sondern auch, dass ein besonderes Maß an Vorsicht von Nöten ist“, stellte Haunschild klar. „Grundsätzlich muss festgelegt werden, wieviel Verantwortung KI übernehmen und tragen darf. Meines Erachtens ist es eher unwahrscheinlich, dass die Künstliche Intelligenz die medizinische Entscheidung des Arztes ersetzen wird.“
„Unser Kerngeschäft ist die Befundung von Bildern“, sagte Herber mit Blick auf die Radiologie. „Künstliche Intelligenz kann in unterschiedlichen Bereichen dabei helfen, Bilder zu analysieren und wichtige Details zu finden. KI stellt uns aber auch vor Herausforderungen. Wer trägt zum Beispiel am Ende die Verantwortung, wenn ich mich als erfahrener Mediziner gegen eine Therapie-Empfehlung der KI entscheide? Oder was passiert, wenn ich der KI folge, sich dann aber herausstellt, dass es ein Fehler war?“ Fragen, die dieser Abend zwar nicht beantworten konnte, die aber zugleich aufzeigten, wie wichtig der Austausch und der Diskurs hierzu sind.
Mit Professor Dr. Ingo Proft vom Ethik-Institut der Vinzenz Pallotti University in Vallendar hatte das KKM zudem einen absoluten Experten zum Thema KI im Gesundheitswesen gewinnen können. Proft zeigte Dimensionen von Künstlicher Intelligenz auf (Big Data, Deep learning) und stellte mögliche Anwendungsfelder vor - im stationären, teilstationären und ambulanten Bereich. Dabei wurde deutlich, dass die Digitalisierung und mit ihr die Verfahren der Künstlichen Intelligenz zu umfassenden Veränderungen in unserem Gesundheitswesen führen werden. Manche sprächen sogar von einer Revolution. Bei allen Möglichkeiten, die sich bieten, bleibe als wichtige Botschaft: „Technische Systeme dürfen das menschliche Interaktionsgeschehen nicht ersetzen, sie sollen es nur ergänzen“ - so habe es der Deutsche Ethikrat festgelegt. (Lesen Sie hierzu auch das Kurzinterview mit Prof. Proft am Ende dieses Artikels).
Weitere wertvolle Impulse brachte auch Matthias Warmuth von der Geschäftsführung der BBT-Gruppe ein: „Künstliche Intelligenz ist nicht Science Fiction, sondern Gegenwart. Wir müssen wissen, was wir können, und gut überlegen, was sinnvoll ist. Wir brauchen ethische Kompetenzen. Wir werden uns damit beschäftigen müssen. Wir müssen aber auch wissen, was wir wollen. Wenn wir uns nicht positionieren, wer dann? Es braucht den Diskurs. Und wir müssen uns viele Fragen stellen, zum Beispiel die, was am Ende unsere Kernkompetenz ist? Die Medizin? Das Menschliche? Dort, wo eine Maschine unterstützen kann, können wir abgeben, aber dort, wo wir als Mensch gebraucht werden, müssen wir die Verantwortung behalten. Vielleicht ist es sogar notwendig, angesichts des Fachkräftemangels bestimmte Aufgaben an die Maschinen zu delegieren, damit die Menschen mehr Zeit haben für das, was nur Menschen können: Kommunikation, Empathie und Begleitung.“
Drei Fragen an: Prof. Dr. Ingo Proft
(Ethik-Institut an der Vinzenz Pallotti University, Vallendar)
Herr Professor Proft, die Veranstaltung trägt den Titel „Künstliche Intelligenz im Krankenhaus: Fluch oder Segen?“ Wie lautet heute Ihre Antwort darauf?
„Wir sind herausgefordert, Künstliche Intelligenz verantwortungsvoll zu gestalten, damit sie zu einem Segen für Menschen wird, die füreinander in Verantwortung und Fürsorge treten. Das heißt: KI wird zukünftig immer ein Instrument bleiben, was an der Lebensdienlichkeit gemessen werden muss.“
Hätte Ihre Antwort vor zehn Jahren anders geklungen?
„Sicherlich etwas passiver und vielleicht auch vorsichtiger. Die Möglichkeit aber, die momentan auch das Selbstverständnis im Umgang mit Künstlicher Intelligenz bereits im Alltag implementiert hat, lässt erkennen, dass es nicht mehr darum geht die Zahnräder der Zeit zurückzudrehen, sondern das, was bereits geschehen ist, verantwortungsvoll zu gestalten. Ich glaube, das ist eine Aufgabe, der wir uns alle stellen müssen.“
Stellen wir uns in zehn Jahren noch die Frage, ob Künstliche Intelligenz im Krankenhaus Fluch oder Segen ist?
Ich glaube, dann wissen wir mehr. Aber ich hoffe, wir wissen dann, dass KI zu einem Segen werden kann.“
© Katholisches Klinikum Koblenz Montabaur